Zuckerersatz: der harten Vergleich 🤨

Zuckerersatz: der harten Vergleich 🤨

Der durchschnittliche Österreicher oder Deutsche konsumiert jährlich etwa 34 Kilogramm Zucker – deutlich mehr als die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 25 Gramm pro Tag. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen nach Alternativen zum klassischen Haushaltszucker suchen. Doch die Auswahl an Zuckerersatzstoffen ist mittlerweile so groß, dass man schnell den Überblick verliert. Welche Option ist die beste? Gibt es überhaupt den einen perfekten Zuckerersatz? Dieser Beitrag nimmt die gängigsten Alternativen unter die Lupe und vergleicht sie in den wichtigsten Kategorien.

 

Die natürlichen Klassiker: Honig, Agavendicksaft und
Ahornsirup

Beginnen wir mit den natürlichen Süßungsmitteln, die seit Jahrhunderten verwendet werden. Honig gilt vielen als die gesündeste Alternative zu Zucker. Tatsächlich enthält er neben Fruktose und Glukose auch Enzyme, Antioxidantien und antibakterielle Substanzen.
Allerdings sollte man sich nicht täuschen lassen: Mit etwa 300 Kalorien pro 100 Gramm liegt Honig Kalorien technisch nur knapp unter normalem Zucker, und der glykämische Index ist mit 55 bis 60 ebenfalls beachtlich.

Die Qualität von Honig variiert stark je nach Herkunft und Verarbeitung. Roher, nicht erhitzter Honig bewahrt mehr der wertvollen Enzyme und Nährstoffe als industriell verarbeiteter Honig. Besonders Manuka-Honig aus Neuseeland wird aufgrund seiner antimikrobiellen Eigenschaften geschätzt, ist allerdings auch deutlich teurer. Wichtig zu wissen: Honig ist für Säuglinge unter einem Jahr tabu, da er Bakteriensporen enthalten kann, die zu lebensbedrohlichem Botulismus führen können.

Agavendicksaft wird oft als besonders blutzuckerfreundlich beworben, da er einen niedrigen glykämischen Index von etwa 15 bis 30 aufweist. Der Haken: Der hohe Fruktoseanteil von bis zu 90 Prozent kann bei regelmäßigem Konsum die Leber belasten und zu einer Insulinresistenz führen. Studien zeigen, dass übermäßiger Fruktosekonsum mit einem erhöhten Risiko für Fettlebererkrankungen und metabolischem Syndrom assoziiert ist.

Ahornsirup punktet hingegen mit Mineralstoffen wie Mangan und Zink sowie über 20
verschiedenen Antioxidantien. Mit 260 Kalorien pro 100 Gramm bleibt er jedoch eine
kalorienreiche Option. Beim Kauf sollte man auf echten Ahornsirup achten und nicht auf
"Ahornsirup-Geschmack", der oft nur ein Gemisch aus Maissirup und Aromen ist. Echter
Ahornsirup wird nach Qualitätsgraden eingeteilt, wobei die helleren Grade A einen milderen, die dunkleren einen intensiveren Geschmack haben.

Das Fazit zu den natürlichen Alternativen: Sie mögen naturbelassener sein als raffinierter
Zucker, sind aber keine Wundermittel. Für Menschen mit Diabetes oder dem Wunsch nach
Gewichtsreduktion bieten sie kaum Vorteile.

 

Fruchtsüße: Apfelsaft, Apfeldicksaft und Fruchtkonzentrate

Eine oft übersehene Kategorie sind Fruchtsäfte und ihre konzentrierten Formen als
Süßungsmittel. Apfelsaft wird in vielen Haushalten nicht nur als Getränk, sondern auch zum
Süßen von Smoothies, Müslis oder Backwaren verwendet. Mit etwa 46 Kalorien pro 100
Milliliter und einem glykämischen Index von 40 bis 50 ist naturtrüber Apfelsaft zwar reicher
an Nährstoffen als klarer Saft, aber immer noch eine zuckerreiche Option. Ein Glas Apfelsaft enthält etwa gleich viel Zucker wie ein Glas Cola – ein Fakt, der viele überrascht.

Apfeldicksaft, die eingedickte Variante, enthält durch die Konzentration etwa 300 Kalorien
pro 100 Gramm und besteht zu über 70 Prozent aus Zucker, hauptsächlich Fruktose und
Glukose. Der Vorteil: Man benötigt geringere Mengen zum Süßen, und der fruchtige
Geschmack kann Gerichten eine besondere Note verleihen. Apfeldicksaft enthält zudem
geringe Mengen an Kalium und Eisen.

Auch andere Fruchtkonzentrate wie Birnendicksaft oder Traubensaftkonzentrat werden zum Süßen verwendet. Sie alle teilen jedoch das gleiche Problem: Der hohe natürliche
Zuckergehalt macht sie aus ernährungsphysiologischer Sicht nicht wirklich vorteilhafter als
normaler Zucker. Der einzige echte Vorteil liegt im Geschmack und in den minimalen
Nährstoffmengen. Wer Gewicht reduzieren oder seinen Blutzucker stabil halten möchte,
sollte auch bei diesen "natürlichen" Optionen zurückhaltend sein.

 

Die Zuckeralkohole: Erythrit, Xylit und Maltit

Zuckeralkohole sind chemisch gesehen weder Zucker noch Alkohol, sondern natürlich
vorkommende Verbindungen, die industriell hergestellt werden. Erythrit hat sich in den
letzten Jahren zum Liebling der Low-Carb-Community entwickelt. Mit null Kalorien, einem
glykämischen Index von null und einer Süßkraft von etwa 70 Prozent im Vergleich zu Zucker scheint es die perfekte Alternative zu sein. Erythrit wird vom Körper nicht verstoffwechselt und hat praktisch keine Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel. Der leicht kühlende Nachgeschmack wird von manchen als angenehm, von anderen als störend empfunden.

Ein weiterer Pluspunkt von Erythrit: Es fördert nicht die Bildung von Karies, da
Mundbakterien es nicht verstoffwechseln können. Die Verträglichkeit ist generell sehr gut, da etwa 90 Prozent des konsumierten Erythrits bereits im Dünndarm resorbiert und unverändert über die Nieren ausgeschieden werden. Nur bei sehr hohen Mengen über 50 Gramm kann es zu leichten Verdauungsbeschwerden kommen.

Xylit, auch als Birkenzucker bekannt, ist eine weitere beliebte Option. Mit 240 Kalorien pro 100 Gramm ist Xylit zwar nicht kalorienfrei, hat aber einen glykämischen Index von nur 7
und soll zudem die Zahngesundheit fördern. Tatsächlich wird Xylit häufig in zuckerfreien
Kaugummis verwendet, da es das Wachstum kariogener Bakterien hemmt und die Remineralisierung des Zahnschmelzes unterstützt. Die Süßkraft entspricht etwa der von
normalem Zucker, was die Dosierung erleichtert.

Beide Zuckeralkohole können bei übermäßigem Verzehr zu Verdauungsproblemen führen,
wobei Erythrit hier deutlich besser verträglich ist als Xylit. Xylit gelangt teilweise unverdaut in den Dickdarm, wo es von Bakterien fermentiert wird, was zu Blähungen und Durchfall führen kann.

Ein wichtiger Hinweis: Xylit ist für Hunde hochgiftig und sollte daher in Haushalten mit
Vierbeinern besonders sicher aufbewahrt werden. Schon geringe Mengen können bei
Hunden zu einem lebensbedrohlichen Abfall des Blutzuckerspiegels führen.
Maltit ist ein weiterer Zuckeralkohol, der besonders in zuckerfreien Süßigkeiten zum Einsatz kommt. Mit etwa 210 Kalorien pro 100 Gramm und einem glykämischen Index von 35 liegt er im Mittelfeld. Die Süßkraft beträgt etwa 90 Prozent von normalem Zucker. Maltit kann jedoch bei empfindlichen Personen zu stärkeren Verdauungsproblemen führen als Erythrit und sollte daher vorsichtig dosiert werden.

 

Die Süßstoffe: Stevia, Aspartam, Sucralose und Saccharin

Süßstoffe sind synthetische oder natürliche Substanzen mit einer vielfach höheren Süßkraft
als Zucker, weshalb nur winzige Mengen benötigt werden. Stevia, gewonnen aus der
südamerikanischen Stevia-Pflanze, ist der einzige natürliche Vertreter in dieser Kategorie.
Mit null Kalorien und keiner Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel klingt Stevia ideal. Viele
Menschen stören sich jedoch am bitteren, lakritzartigen Nachgeschmack, der besonders bei höheren Dosierungen hervortritt.

Die in Stevia-Produkten verwendeten Steviolglykoside sind 200 bis 300-mal süßer als
Zucker. Wichtig zu wissen: Nicht alle Stevia-Produkte sind gleich. Reine Steviolglycoside
haben den stärksten Eigengeschmack, während verarbeitete Stevia-Produkte oft mit
anderen Süßungsmitteln gemischt werden, um den Geschmack zu verbessern. Stevia ist
hitzestabil und eignet sich daher auch zum Backen, allerdings fehlt beim Backen die Masse,
die Zucker normalerweise liefert, was die Textur von Backwaren beeinflussen kann.
Aspartam ist einer der am besten erforschten Süßstoffe überhaupt. Trotz jahrzehntelanger
Sicherheitsstudien hält sich hartnäckig das Gerücht, es sei gesundheitsschädlich. Die
wissenschaftliche Evidenz spricht eine klare Sprache: Bei normaler Verwendung ist

Aspartam sicher. Lediglich Menschen mit der seltenen Stoffwechselerkrankung
Phenylketonurie müssen es meiden. Der Geschmack kommt dem von Zucker sehr nahe,
und mit nur 0,5 Kalorien pro Gramm ist Aspartam praktisch kalorienfrei. Die Süßkraft ist etwa 200-mal höher als die von Zucker. Ein Nachteil: Aspartam ist nicht hitzestabil und zerfällt beim Backen oder Kochen, weshalb es sich nur für kalte Speisen und Getränke eignet.

Sucralose entsteht durch chemische Modifikation von Zucker und ist etwa 600-mal süßer als dieser. Sie ist hitzestabil und daher auch zum Backen geeignet. Wie Aspartam ist Sucralose kalorienfrei und beeinflusst den Blutzuckerspiegel nicht. Neuere Studien legen allerdings nahe, dass Sucralose möglicherweise die Darmflora beeinflussen könnte, wobei die Langzeitfolgen noch nicht abschließend geklärt sind. Sucralose wird vom Körper größtenteils unverändert wieder ausgeschieden.

Saccharin ist der älteste künstliche Süßstoff, bereits 1879 entdeckt. Mit einer Süßkraft von
etwa 300 bis 500-mal stärker als Zucker ist es extrem ergiebig. Lange Zeit stand Saccharin
im Verdacht, krebserregend zu sein, doch diese Bedenken haben sich in zahlreichen
Studien nicht bestätigt. Der leicht metallische Nachgeschmack wird oft als störend
empfunden, weshalb Saccharin häufig mit anderen Süßstoffen kombiniert wird. In der
Schwangerschaft wird von Saccharin eher abgeraten, da es die Plazenta passieren kann.

 

Die exotischen Alternativen: Kokosblütenzucker, Yaconsirup, Dattelsirup oder ganze Datteln

Kokosblütenzucker wird als Superfood vermarktet und soll durch seinen niedrigeren
glykämischen Index von etwa 35 punkten. Tatsächlich enthält er geringe Mengen an
Mineralstoffen wie Kalium, Magnesium, Zink und Eisen sowie den Ballaststoff Inulin. Mit 380 Kalorien pro 100 Gramm ist er jedoch kalorienreicher als normaler Zucker und deutlich
teurer. Der karamellartige Geschmack passt gut zu Kaffee und in asiatische Gerichte.
Kritisch zu sehen ist der ökologische Fußabdruck: Kokosblütenzucker wird hauptsächlich in
Südostasien produziert und muss weite Transportwege zurücklegen.

Yaconsirup, gewonnen aus der südamerikanischen Yacon-Wurzel, ist in Europa noch relativ
unbekannt. Der Sirup besteht zu etwa 40 bis 50 Prozent aus Fructooligosacchariden (FOS),
einer Art von präbiotischen Ballaststoffen, die vom Körper nicht vollständig verdaut werden. Dies führt zu einem niedrigen glykämischen Index von etwa 1 und deutlich weniger Kalorien als normaler Zucker – etwa 130 Kalorien pro 100 Gramm. Der Geschmack erinnert an eine Mischung aus Melasse und Karamell. Der Nachteil: Die FOS können bei empfindlichen Personen zu Verdauungsbeschwerden führen, und Yaconsirup ist relativ teuer und schwer zu finden.

Dattelsirup bietet ein intensives, karamelliges Aroma und enthält Kalium, Magnesium und
Eisen. Allerdings bleibt er mit hohem Fruktosegehalt und 300 Kalorien pro 100 Gramm eine kalorienreiche Süßungsoption. Die Konsistenz ist dickflüssig und eignet sich gut zum Süßen von Smoothies, Müslis oder orientalischen Gerichten. 

 

Mönch Frucht-Extrakt und Allulose: Die neuen Stars

Mönch Frucht-Extrakt (Monk Fruit) stammt aus einer in Südostasien beheimateten Frucht
und ist 150 bis 200-mal süßer als Zucker. Die Süße kommt von Mogroside-Verbindungen,
die keine Kalorien liefern und den Blutzucker nicht beeinflussen. Der Geschmack ist sehr
zuckernah ohne bitteren Nachgeschmack, was Mönch Frucht-Extrakt zu einer attraktiven
Alternative macht. Allerdings ist das Produkt noch relativ teuer und oft nur in Mischungen mit anderen Süßungsmitteln erhältlich.

Allulose ist eine seltene Zuckerart, die natürlich in kleinen Mengen in Feigen, Rosinen und
Ahornsirup vorkommt. Mit nur 0,4 Kalorien pro Gramm (im Vergleich zu 4 Kalorien bei normalem Zucker) und einem glykämischen Index von null ist Allulose besonders interessant für Diabetiker. Die Süßkraft beträgt etwa 70 Prozent von normalem Zucker, aber Allulose verhält sich beim Backen sehr ähnlich wie Zucker – sie karamellisiert, bräunt und liefert Volumen. Dies macht sie zur bevorzugten Wahl für Low-Carb-Backwaren. Die Verträglichkeit ist generell gut, auch wenn bei sehr hohen Mengen leichte Verdauungsbeschwerden auftreten können.

 

Unser liebster Zuckerersatz: ganzes Obst

Das Süßen mit ganzen Früchten wie Datteln oder Bananen ist eine ernährungsphysiologisch überlegene Alternative zu raffiniertem Zucker, Sirupen oder künstlichen Süßstoffen. Der größte Vorteil liegt in der natürlichen Matrix der Frucht: Neben dem Fruchtzucker liefern Datteln oder Bananen auch Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Diese Ballaststoffe sorgen dafür, dass die Energie langsamer freigesetzt wird, was den Blutzuckerspiegel stabiler hält und ein längeres Sättigungsgefühl fördert.

Der Nachteil ist jedoch, dass die Süßkraft und das Aroma von ganzen Früchten weniger konzentriert sind. Um die gleiche Süße wie mit Zucker zu erzielen, ist eine größere Menge nötig, was die Gesamtkalorienzahl des Produkts erhöhen kann und nicht immer das gewünschte Geschmacksprofil liefert.

 

Fazit: Es gibt keinen perfekten Ersatz – aber kluge Entscheidungen

Die Suche nach dem idealen Zuckerersatz zeigt: Die eine perfekte, universelle Alternative gibt es nicht. Jede Option bringt eigene Vor- und Nachteile mit sich. Honig und Sirupe (Ahorn, Agave) sind naturbelassen, bleiben aber kalorien- und zuckerreich. Fruchtkonzentrate bieten minimale Nährwerte, entpuppen sich aber als Zuckerbomben.

Die besten Optionen für Diabetiker und alle, die Kalorien sparen möchten, sind Erythrit, Allulose und Stevia, da sie den Blutzucker nicht beeinflussen und nahezu kalorienfrei sind – hier muss lediglich der Eigengeschmack oder die Verarbeitungsmethode bewertet werden.

Die ernährungsphysiologisch klügste Wahl bleibt jedoch das Süßen mit ganzen Früchten wie Datteln oder Bananen. Sie liefern Süße im natürlichen Verbund mit Ballaststoffen und Mikronährstoffen, was für eine sanftere Energiefreisetzung sorgt. Auch wenn größere Mengen die Kalorienzahl erhöhen können: Wer bewusst konsumiert und sich für die ganze Frucht entscheidet, wählt die ehrlichste und nahrhafteste Form des Genusses. Am Ende geht es nicht um Verzicht, sondern darum, Zucker durch Substanz zu ersetzen.

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